06. Mai 2025

Nachhaltigkeit bei Genobanken: Solides Fundament – Hemmungen bei der eigenen Umsetzung

Derzeit bestimmen Themen wie der Krieg in der Ukraine, die Regierungsbildung in Deutschland und Importzölle den öffentlichen Diskurs. Nachhaltigkeit hat in diesem Diskurs derzeit augenscheinlich an Bedeutung verloren. Das zeigte sich auch bei den TV-Debatten im Rahmen der Bundestagswahl – Migration und innere Sicherheit fanden hier deutlich mehr Diskussionsraum als die nachhaltige Transformation. Dass das Thema trotzdem kein bisschen an Relevanz verloren hat, beweist der „Sustainability Transformation Monitor 2025“. Dabei handelt es sich um eine Umfrage unter deutschen Unternehmen und Banken, durchgeführt von der Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg, der Stiftung Mercator und der Peer School für Sustainable Development.

Seit 2022 begleitet diese Langzeitstudie den Fortschritt und die Herausforderungen der Transformation hin zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Wirtschaft. Ebenfalls Teil der Befragung waren Genossenschaftsbanken und hier lesen Sie exklusiv eine Sonderauswertung der Befragungsergebnisse für diese Gruppe – wie lassen diese sich im Bankenmarkt einordnen? In welchen Bereichen sind sie Vorreiter? Wo ist eventuell noch Nachholbedarf? Und was behindert die nachhaltige Transformation?

Nachhaltigkeit auf höchster Ebene: Wo Genossenschaftsbanken Maßstäbe setzen

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Nachhaltigkeit bei Genossenschaftsbanken eine sehr hohe Priorität genießt. Im Vergleich zu anderen Banken wird dem Thema auf höchster Ebene mehr Bedeutung beigemessen. Dies zeigt sich daran, dass bei 89,5 % der befragten Genobanken eine Verantwortung für Nachhaltigkeit auf Vorstands- oder Geschäftsführungsebene besteht, während dies bei anderen Banken nur bei 75,9 % der Fall ist. Dazu geben 92,1 % der genossenschaftlich organisierten Banken an, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu haben – egal, ob separat oder als Teil der Unternehmensstrategie.

Regulierung als Katalysator

Es kann verschiedene Treiber für die Nachhaltigkeitstransformation in Banken geben. Genobanken sehen die Politik und Regulierung hier als stärksten Katalysator. 73,6 % der befragten Banken gaben an, dass sie die Regulierung/Politik als Treiber sehen. Dies unterstreicht, dass regulatorische Maßnahmen nicht nur als bürokratische Hürde, sondern als wesentlicher Katalysator für nachhaltige Entwicklungen wahrgenommen werden. Dies wird auch dadurch unterstrichen, dass 87 % der Genobanken der Ansicht sind, dass die CSRD-Berichtspflicht wenigstens teilweise für das Kerngeschäft von Nutzen ist.

Mangelnde Datenverfügbarkeit erschwert den Wandel

Ein zentrales Hemmnis für die Nachhaltigkeit bei Genobanken ist die Verfügbarkeit von Daten. Das gaben 76,3 % der befragten Banken an. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand zu geringe Ressourcen, das Fehlen konkreter Ziele und das Fehlen von Marktanreizen. Damit heben sich die Genossenschaftsbanken unter allen Unternehmen hervor: Unter allen Befragten (inkl. Der Genobanken) gaben nur 50 % mangelnde Datenverfügbarkeit als Hemmnis für nachhaltige Transformation an.

Bei diesen Ergebnissen wird deutlich, dass ESG-Daten (Environmental, Social, Governance) einerseits in Form von klaren Prozessen in Banken erhoben werden müssen und andererseits stärker in den Kundendialog eingebunden und zu einem entscheidenden Kriterium für Kreditentscheidungen gemacht werden sollten. Das bedeutet aber auch, dass sich Kreditnehmer stärker mit der Bereitstellung von ESG-Daten in Form von VSME-Berichten und Klimabilanzen befassen müssen. Die Anhebung der CSRD-Grenzen durch das Omnibusverfahren ist zwar entlastend für viele Unternehmen, in diesem Sinne aber kontraproduktiv, da sie die Datenverfügbarkeit einschränkt und somit den Fortschritt behindert. Institute müssen daher im Gespräch mit den Kunden umso stärker daran arbeiten, die erforderlichen Daten zu erhalten und diese Hemmnisse der Datenverfügbarkeit abzubauen. Aufsichtsrechtliche Vorschriften wie die EBA-Guidelines zum Management von ESG-Risiken nehmen Institute diesbezüglich künftig ebenfalls noch stärker in die Pflicht.

 

Dekarbonisierung: Genobanken im Vergleich

Während Genossenschaftsbanken in ihrem Produktangebot und bei der Integrierung von Nachhaltigkeitskriterien im Kreditentscheidungsprozess im Wettbewerb gut dastehen, zeigen sich noch Verbesserungspotenziale im Bereich der eigenen Klimabilanz. Während sich viele Banken bereits umfassende Klimaziele gesetzt haben (61,7 %) und ihren eigenen Triebhausgas-Ausstoß kennen (wenigstens Scope 1 und/oder 2, 82,8 %), müssen Genobanken ihre Anstrengungen intensivieren, um auf das gleiche Niveau zu gelangen. 71,1 % der Genobanken kennen ihre Emissionen und nur 31,6 % haben sich Klimaziele gesetzt. Betrachtet man die für die Bankenbranche besonders bedeutsamen Klimabilanzdimension Scope 3, welche in der Regel den weit überwiegenden Anteil der Gesamtreibhausgasemissionen von Kreditinstituten enthält und die Emissionsanteile aus dem Kredit- und Wertpapiergeschäft umfasst, verfügen nahezu sämtliche Genobanken nicht über vollständige Dekarbonisierungsziele, bei 15,8 % der Genobanken sind teilweise Dekarbonisierungsziele für die das Kerngeschäft (Kredit- und Wertpapiergeschäft) betreffende Treibhausgasdimension vorhanden. 

Fazit: Der Weg zur nachhaltigen Transformation

Light Bulb

Der Sustainability Transformation Monitor 2025 verdeutlicht die zentrale Rolle, die Nachhaltigkeit bei Genossenschaftsbanken und im Gesamt-Bankensektor spielt. Es zeigt sich, dass Genobanken bereit sind, ihre Verantwortung wahrzunehmen und aktiv zur nachhaltigen Transformation beizutragen – dabei wird die Regulatorik nicht als unnütze Bürokratie, sondern sogar als Katalysator gesehen. Um zum Beispiel Fortschritte, bei der Nutzbarmachung von Daten zu machen, unterstützt die AWADO Institute bei der Implementierung der erforderlichen Dateninfrastrukturen und Erhebungsprozesse. Auch bei der Treihausgasmessung und Dekarbonisierungsplanung, insbesondere im Wertpapier- und Kreditgeschäft der Banken, bietet die AWADO fachlich kompetente Beratung. Es bleibt aber in erster Linie entscheidend, dass Institute weiterhin eng mit ihren Kunden zusammenarbeiten, um die notwendigen Daten zu erhalten und die Hemmnisse der Datenverfügbarkeit zu überwinden. In Folge der teilweise wegfallenden CSRD-Berichtspflichten, erfordert die Datenerhebung eine engere Abstimmung zwischen Instituten und Kreditnehmenden im Kundendialog, wobei den Banken in diesem Kontext eine größere Verantwortung und stärker beratende Funktion zukommt.

Tobias Grollmann

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Tobias Grollmann

Director | Wirtschaftsprüfer

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