05. Februar 2025
10 Min

Ein Blick in die Praxis: Erfahrungen aus der Berechnung finanzierter Emissionen

Die Berechnung der finanzierten Emissionen nach dem PCAF-Standard Teil A ist für große Kreditinstitute im CSRD-Bericht verpflichtend. Spätestens für das Geschäftsjahr 2026 – sofern die derzeitige Richtlinie in nationales Recht umgewandelt wird - müssen sie im nichtfinanziellen Bericht offengelegt werden. Und eines ist dabei schon sicher: Die Scope-3-Kategorie 15 „Investitionen“ wird die Klimabilanz stark dominieren.

Viele unserer Mandanten haben sich daher bereits mit unserer Unterstützung auf den Weg gemacht, um sicherzugehen, dass überhaupt alle Daten für eine vollständige Betrachtung verfügbar sind, und, um erste Ansätze für eine Verbesserung der Datenqualität abzuleiten. Zudem ist das Interesse groß, welche Assetklassen und Sektoren die Haupttreiber im Portfolio sind, da diese auch zugleich die wichtigsten Hebel zur Dekarbonisierung und die größten Risiken darstellen im Hinblick auf die Erreichung des Netto-Null-Ziels.  

 

Die Berechnung finanzierter Emissionen

Die AWADO GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft (AWADO GmbH WPG StBG) hat im vergangenen Jahr ein Tool entwickelt, welches halb-automatisiert die finanzierten Emissionen berechnen kann und speziell an die Gegebenheiten von GenoBanken angepasst ist. Es nutzt z. B. die gängigen Softwares agree21Finanzen und EGon, um spezifische Informationen zu den Investitionen abzufragen. Um die Berechnung der Emissionen kümmert sich die AWADO GmbH WPG StBG, sodass die Datenbeschaffung für die Bank mit relativ wenig Aufwand verbunden ist. Genutzt werden u.a. eine um Umweltinformationen erweiterte Input-Output-Datenbank, verschiedene Statistiken, aber auch die Ökobilanzdatenbank ecoinvent. Im Allgemeinen werden für die Bestimmung der Emissionen unterschiedliche Datentypen benötigt:

  • Informationen zur Investition selbst, wie offene Darlehensbeträge
  • Finanzkennzahlen des Darlehensnehmers bzw. des Investitionsempfängers, wie Umsatzerlöse
  • Umweltkennzahlen, wie Energieverbräuche

 

Key-Learnings

Das Tool wurde nun in einigen Projekten angewendet, sodass sich ein Blick auf Gemeinsamkeiten lohnt. Folgende zusammenfassende Erkenntnisse konnten wir ableiten:

Die finanzierten Emissionen machen häufig über 98% der Emissionen der gesamten Klimabilanz aus
Dadurch, dass Finanzinstitute weder energie- noch rohstoff- oder arbeitsintensive Prozesse haben, ist nicht verwunderlich, dass das Wertpapier- und Kreditportfolio die meisten Emissionen hervorruft. Die starke Dominanz ist aber dennoch erstaunlich. Diese mag aber auch daran liegen, dass bisher noch weitestgehend auf Sektordurchschnitte und allgemeine Statistiken zurückgegriffen werden muss; tatsächliche Emissionen könnten sehr viel niedriger ausfallen.

Es sind in der Regel alle Daten für die Berechnung verfügbar
Grundsätzlich haben wir in unseren Projekten die Erfahrung gemacht, dass nur wenige Investments gar nicht berücksichtig werden können, weil z. B. Mindestangaben zur Branche fehlen. Dabei ist die Datenlage zu Aktien und Anleihen im Allgemeinen besser als die bei Krediten.

Die beiden Assetklassen Geschäftskredite und börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen verursachen typischerweise die meisten Emissionen im Portfolio
Nicht überraschend ist, dass bei GenoBanken die meisten Emissionen im Portfolio oftmals aus den Geschäftskrediten stammen. Zum einen liegt hier der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit. Zum anderen werden neben Scope-1&2- auch Scope-3-Emissionen berücksichtigt, woraus sich eine relativ hohe Emissionsintensität ergibt.

Zweit wichtigste Assetklasse sind häufig börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen. Die Ursache liegt hier vor allem in den hohen Emissionsintensitäten – die Berechnungslogik ist analog zu der für Geschäftskredite. Das Investitionsvolumen liegt häufig im mittleren Bereich.

Die Datenqualität lässt sich bereits mit relativ wenig Aufwand verbessern
Bei manchen Portfolien zeigt sich, dass einzelne Investments einen sehr hohen Anteil am Gesamtergebnis ausmachen. Dies kann man sich zu nutzen machen und bei ausgewählten Einzelengagements ganz gezielt eine Verbesserung der Datenqualität umsetzen.

Des Weiteren kann eine deutliche Verbesserung der Datenqualität durch bessere Pflege weniger bestimmter Datenfelder erzielt werden. Dies betrifft beispielsweise die Finanzkennzahlen der Darlehensnehmer oder aber auch die Energieeffizienzklassen bei Immobilien.

 

Finanzierte Emissionen als Schlüsselelement im Übergangsplan und im Risikomanagement

Aufgrund der hohen Bedeutung, die der Scope-3-Kategorie 15 in der Klimabilanz von Banken zukommt, spielt sie eine nicht minder wichtige Rolle, wenn es darum geht, einen Übergangs- oder auch Transformationsplan in Übereinstimmung mit dem 1,5°C-Ziel von Paris zu definieren. Dafür ist es notwendig, zunächst den Status-quo zu erfassen, Haupttreiber zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um Emissionen zu verringern. Um das Portfolio klimaneutral zu gestalten, gibt es unterschiedliche Strategien, die sich gegenseitig ergänzen:

          1. Keine Neuinvestitionen mehr in emissionsintensive Assets

          2. Setzen von Anreizen für Unternehmen zur Transformation

          3. Gezielte Investitionen in Assets, die bereits 1,5°C-kompatibel sind bzw. auf dem Weg dorthin sind

Ferner liefert die Berechnung der finanzierten Emissionen auch wichtige Impulse für das Risikomanagement. Verschiedene aufsichtsrechtliche Vorgaben, wie z. B. in der MaRisk, den EBA-Guidelines oder auch aus der CRD VI, fordern von Banken die Identifizierung und das Management von ESG-Risiken in der kurz-, mittel- und langfristigen Perspektive sowie in der Geschäftsstrategie. Dazu zählen vor allem auch physische und transitorische Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel bzw. dem Klimaschutz, die sich aus dem Wertpapier- und Kreditportfolio ergeben. Eine Berechnung nach dem PCAF-Standard liefert demnach auch konkrete risikoorientierte Ansätze zur Risikosteuerung. Weiterhin ermöglicht das PCAF-Analyse-Tool der AWADO GmbH WPG StBG die detaillierte Portfoliostrukturanalyse unter THG-Gesichtspunkten zur Ableitung konkreter Steuerungsimpulse. So lassen sich bspw. die Kreditnehmer mit dem größten Anteil an den Portfolio-Emissionen identifizieren, Verhältniskennzahlen wie CO2e-Ausstoß im Verhältnis zum Umsatz berechnen oder Engagements schwächerer Bonität in Kombination mit hohen Emissionen identifizieren. Insbesondere kann die Gliederung der CO2e-relevanten Engagements nach ihren Restlaufzeiten bis oder über das kritische Jahr 2045/2050 hinaus vorgenommen werden. Dies erlaubt Instituten dann im Anschluss die Einbindung dieser Informationen in das Monitoring und Reporting sowie die Ableitung und Umsetzung konkreter Risikomanagementstrategien. Denn eines sollte Finanzinstituten bewusst sein: Klimaintensive Assets werden in 2045 - spätestens in 2050 - zu so genannten „Strandes Assets“, wenn es nicht gelingt, diese klimaneutral zu gestalten, und müssten als Konsequenz mit ausreichend Eigenmitteln unterlegt werden.  

Sie sind nun auch neugierig, wie Ihre finanzierten Emissionen aussehen? Oder Sie benötigen Unterstützung beim Klimaschutzmanagement? Sprechen Sie uns an – wir helfen gern! 

 

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Juliane Franze
Spezialistenteam Banken

juliane.franze(at)genoverband.de

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