Nachhaltigkeit in Unternehmen ist ein Change-Projekt

Du bist als Vertreterin der AWADO GmbH WPG StBG u. a. als Dozentin aktiv, mit dem Ziel Mitarbeitende von Banken und Genossenschaften zum Nachhaltigkeitsmanager / zur Nachhaltigkeitsmanagerin zertifizieren zu lassen. Was müssen Nachhaltigkeitsmanager mit auf den Weg bekommen, um das Thema im Unternehmen voranzutreiben und wie groß ist der Bedarf innerhalb von Genossenschaften?

Anne Katrin Horstmann: „Der Bedarf an qualifiziertem Personal ist in Genossenschaften wie auch in Unternehmen anderer Rechtsformen sehr hoch. Nachhaltigkeit ist ein unternehmensstrategisches Thema, das sich nicht einfach einer Abteilung zuordnen lässt. Die von uns ausgebildeten zertifizierten Nachhaltigkeitsmanager und -managerinnen nehmen innerhalb des Themas Nachhaltigkeit im Unternehmen verschiedene Rollen ein. Zum einen sollen sie die Vielzahl von neuen rechtlichen Anforderungen und Themen für das eigene Unternehmen filtern, priorisieren und überlegen, welche davon organisatorisch zwingend umgesetzt werden müssen und welche Synergien sich gegebenenfalls mit anderen laufenden Projekten ergeben. Zum anderen sollen die Nachhaltigkeitsmanager/-managerinnen für das Thema brennen, Kolleginnen und Kollegen diesbezüglich überzeugen und motivieren und sich dazu auch in der Branche und darüber hinaus vernetzen können. Häufig beginnen die Unternehmen und Institute damit, sich der Nachhaltigkeit in Projektform zu nähern, weshalb der Nachhaltigkeitsmanager/die Nachhaltigkeitsmanagerin meist Projektleiter ist und sich mit Change-Prozessen auskennen sollte. Es gibt also eine Vielzahl an Anforderungen und Herausforderungen, die auf die Unternehmen und Institute warten."

Wesentliche Schwerpunkte liegen in den strategisch-organisatorischen, strukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen zur Implementierung einer Nachhaltigkeitsstrategie und der Berichtslegung. Wie hoch ist der Handlungsbedarf bei Unternehmen und Banken, sich nun schnellstmöglich im Bereich Nachhaltigkeit besser aufzustellen?

Anne Katrin Horstmann: „Die Pflicht zur Erstellung einer nichtfinanziellen Erklärung wurde ausgeweitet. Zum einen um neue Inhalte, wie zum Beispiel die Klärung der Frage, wie und in welchem Umfang unternehmerische Tätigkeiten mit als ökologisch nachhaltig geltenden Wirtschaftstätigkeiten im Sinne der Taxonomie-Verordnung verbunden sind. Zum anderen soll aber auch der Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen erweitert werden. Dies hat beispielsweise zur Folge, dass künftig auch Unternehmen berichtspflichtig werden sollen, die weniger als die derzeit geltende Grenze von 500 Mitarbeitenden beschäftigen. Die neue Grenze soll dann bei 250 Mitarbeitenden liegen. Neben diesen gesetzlichen Anforderungen stellt auch die Gesellschaft immer höhere Ansprüche an die Nachhaltigkeit von Unternehmen. Um die License to operate weiter zu erhalten und sein Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen, ist es aus diesen Gründen wichtig, sich strategisch dazu zu positionieren. Die Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie ist aus unserer Sicht nicht nur sinnvoll, sondern sollte als Grundlage allen nachhaltigen Handels im Unternehmen ein logischer Schritt sein."

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