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Digitaler Euro: Besteht die Gefahr eines Bunkruns?

2. Juni 2023

Die Einlagenflucht bei der SVB und der Credit Suisse haben die Finanzwelt aufgescheucht. Zwar blieben die Märkte insgesamt unbeeindruckt von den Entwicklungen, aber weitere für die Branche anstehenden Veränderungen führen zu mehr und mehr Unsicherheit. Im Fokus hier steht vor allem der Digitale Euro. Schon vor den Vorfällen bei der SVB und Credit Suisse zeigte sich in der europäischen Bankenlandschaft eine generelle Skepsis in Bezug auf das digitale Zentralbankgeld und den damit verbundenen Überlegungen. Auch die deutsche Finanzbranche ist bis heute skeptisch.

Noch befindet sich der digitale Euro in seiner zweijährigen Testphase. Aber schon jetzt erleben wir landesübergreifend eine Debatte über das Für und Wider des digitalen Zentralbankgeldes. Viele heimische Banken befürchten eine Einlagenflucht. Insbesondere vor dem Hintergrund der derzeit diskutierten Obergrenze von 3.000 Euro, die zur Umwandlung in den digitalen Euro zur Verfügung gestellt werden könnten.

Auch viele Spitzenverbände hierzulande warnten vor den Konsequenzen einer Einführung. Lange Zeit war dies ohne fehlende Analyse geschehen. Zuletzt veröffentlichte aber der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) die Ergebnisse einer Untersuchung von 714 seiner Mitgliedsinsitute, die die Warnung untermauerten. Demnach wären lediglich 56 der 714 befragten Institute bei Einführung einer Obergrenze von 3.000 Euro noch im Stande, die gesetzlich vorgeschriebenen Liquiditätspuffer vorhalten zu können. Bei einer Obergrenze von 500 Euro bekämen lediglich 18 Genossenschaftsbanken Probleme.

Bei dem Stressszenario des BVR würden alle Kunden einer Bank 3.000 Euro ihrer Einlagen in die digitale Währung umwandeln. Die Kundengelder, die bis dato auf einem Konto lagen und somit von den Banken rechtlich als Liquidität vorgehalten werden konnten, würden verpuffen. Im Umkehrschluss müssten die Banken neue Liquiditätspolster durch entsprechende Ausgleichsregelungen aufbauen. Beispielsweise durch höhere Einlagenzinsen oder durch geringere Kreditvergabemöglichkeiten.

Das würde das Bankgeschäft einschränken und im Umkehrschluss auch die Wirtschaft treffen, die auf Kredite zur Entwicklung von innovativen Lösungen und zur Transformation angewiesen sind. Die Auswirkungen des digitalen Euro sind aber keinesfalls nur auf kleinere Banken mit geringerem Liquiditätspolster begrenzt. Der BVR warnte zuletzt auch davor, dass größere Banken in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. So sagte BVR-Chefvolkswirt Andreas Bley ggü. dem Handelsblatt dazu kürzlich: „Die Analyse zeigt, dass je nach Design selbst Banken mit sehr üppigen Liquiditätspolstern starke Auswirkungen durch den digitalen Euro spüren können.“ Dies sei abhängig von der Kundenstruktur einer Bank.

Lange Zeit hielt sich die Bundesbank in dieser Diskussion zurück. Mit der Einlagenflucht bei SVB und Credit Suisse hat sich dieses Blatt aber nun auch gewendet. So verkündete die Bundesbank zuletzt die Befürchtung, dass der digitale Euro die Gefahr eines digitalen Bankruns erhöhen könnte. „Um das volle Potenzial eines digitalen Euro auszuschöpfen, müssen wir die möglichen Risiken begrenzen, etwa das Risiko im Falle eines digitalen Bankruns“, sagte dazu der Leiter des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme, Julian Reischle, auf der Handelsblatt-Tagung Bankenaufsicht 2023 zuletzt. „Aber Technologie löst keinen Bankrun aus oder macht ihn wahrscheinlicher“, sagt er. Auslöser seien fundamentale Probleme einer Bank. Eine solche Analyse sei „zentral“, um zu vermeiden, „dass zusätzliches Risiko in das System hineinkommt“.

Auch – bzw. vor allem – die Europäische Zentralbank (EZB) ist nun gefragt, um vergleichbare Erhebungen innerhalb ganz Europas durchzuführen. Die Gefahr, dem europäische Bankensystem insgesamt zu schaden, ist groß und sollte daher ermittelt werden. Erst dann könne auf Basis der Ergebnisse der Testphase ein reeller Umgang mit dem digitalen Euro in der Zukunft geplant werden.

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Marc Grote
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